Eigener „Nachwuchs" ist den Firmen wichtig
10.10.2009 09:16
Rhein-Neckar-Zeitung vom 10.10.2009:
Mosbach. Bianca Brand hat es geschafft, sie hat einen Ausbildungsplatz als Industriekauffrau ergattert und vor wenigen Wochen bei der INAST Abfallbeseitigungs GmbH begonnen. "Ich wollte unbedingt den Beruf der Industriekauffrau erlernen", erzählt die 18-Jährige die bereits in das Berufsfeld "reinschnupperte". Beim Abfallverwerter ist sie nicht die einzige "Neue" auch ein Berufskraftfahrer-Lehrling begann seine Ausbildung.
Wie diese beiden haben zahlreiche Schulabgänger Anfang des Monats den Schritt in die Berufswelt gewagt. Und obwohl zahlreiche Firmen mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen haben, sparen die wenigsten an den Ausbildungsplätzen. "Es kommen auch wieder bessere Zeiten, und dann brauchen wir unsere Fachkräfte", ist sich Heinrich Roos, Ausbildungsleiter beim Werkzeugmaschinenhersteller Hüller Hille sicher. Insgesamt zehn Auszubildende hat die Firma 2009 eingestellt.
Viele Unternehmer sind sich auch ihrer sozialen Verantwortung bewusst. Im Autohaus Gramling (Mosbach/Walldürn) wurden daher 16 "Neulinge" begrüßt. "Wir machen das, weil wir davon überzeugt sind, dass junge Menschen eine Chance brauchen", so der Juniorchef Felix Gramling. Gleichermaßen äußerte sich auch Christian Drechsler, Ausbildungsleiter bei der Maschinenfabrik Mosca AG in Waldbrunn. Hier wurden 14 Azubis eingestellt. KWM Weisshaar Blechbearbeitung in Neckarelz konnte 15 neue Gesichter begrüßen. "Wir bieten Ausbildungsplätze im gewerblichen und im kaufmännischen Bereich an", sagte Lorenz Stockinger, Leiter Controlling. Einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region ist traditionell die Sparkasse Neckartal-Odenwald. Hier haben 24 junge Erwachsene neu begonnen. Auch die Volksbank Mosbach bietet sechs Jugendlichen die Chance, eine fundierte Ausbildung zu erhalten. Besonders viele Lehrlinge haben auch die Johannes-Anstalten Mosbach, in den Heilberufen lernen hier 35 Azubis.
Das Landratsamt deckt besonders viele Berufe ab. "Wir haben hier insgesamt 17 Auszubildende, vom Forstwirt bis hin zum gehobenen Dienst", weiß Pressesprecherin Simone Schölch. Die Ausbildungswerkstatt der Bundeswehr in Neckarzimmern, die mit acht hauptamtlichen Ausbildern punkten kann, bietet 16 Jugendlichen eine Anstellung. Stolz ist man dort darauf, dass bisher alle Absolventen eine Beschäftigung fanden oder sich weiter fortbildeten.
Nach wie vor bilden jedoch die meisten Betriebe ihren eigenen Nachwuchs aus, um die Unternehmenszukunft zu sichern. "Wir brauchen im Personal immer Nachwuchs" erklärte der kaufmännische Leiter Rainer Bahler der Gmeinder Getriebe- und Maschinenfabrik GmbH. Hier wurden vier Auszubildende eingestellt. Ähnliche Wege geht man bei der Gmeinder Lokomotivenfabrik, bei der ein Mechatronikerlehrling eingestellt wurde. Der pharmazeutische Großhandel W. Kapferer bildet für das eigene Unternehmen vier Groß- und Außenhandelskaufleute sowie zwei Lagerlogistiker aus. Im Autohaus Käsmann gehören fünf "Neue" zum Team, während das Autohaus Spitzer einen Azubi neu einstellte.
Einen eher seltenen Ausbildungsplatz bietet das "Mosbacher Brauhaus" an. Hier wird ein Bierbrauerlehrling das Wissen um das Brauen des beliebten Getränks erhalten. Drei weitere Lehrlinge wurden im Restaurantbetrieb eingestellt.
Ein gänzlich anderes Ausbildungsmodell verfolgt die Firma Fibro-gsa Automation aus Haßmersheim, die Systemteile für den Bereich Automation und Robotik herstellt. Sie bezahlt pro Jahr einige Ausbildungsplätze, die dann von der Läpple Ausbildungs GmbH angeboten werden. Günther Hauser, Geschäftsführer der Läpple Ausbildungs GmbH ist sich sicher, dass nur Betriebe, die weiterhin ausbilden, auch in Zukunf bestehen bleiben. Daran glaubt man auch beim Haßmersheimer Farbhersteller Motip Dupli, der in diesem Jahr drei Auszubildende eingestellt hat und bereits die Auswahlgesprächen für das kommende Jahr führt.
Von der Agentur für Arbeit war zu erfahren, dass gerade Mosbachs Firmen "sehr rege" seien, wenn es um Ausbildungsplätze gehe und die Stadt somit als guter Ausbildungsstandort gelte. Die Stadt selbst stellte ebenfalls fünf Ausbildungsplätze zur Verfügung.
Ob man in Zukunft die hohe Zahl der Ausbildungsplätze in den einzelnen Unternehmen halten kann, ist allerdings fraglich. Viele Betriebe hoffen, keine Kürzungen vornehmen zu müssen.